Spoiler: Die Kirche schützt die Kinder genauso wenig wie der Staat.
Wir sind nach wie vor mitten in einer Pandemie. Und während kluge Erwachsene so weit wie möglich geimpft sind, werden es Kinder auch in naher Zukunft nicht sein können. Seit einigen Wochen gehen unsere Kinder wieder in die Grundschule und den Kindergarten, aber noch nicht in den Hort. Als Eltern beobachten wir alles sehr genau und sind bereit, ggf. unsere ganz eigene Notbremse zu ziehen.
Von enormer Wichtigkeit ist, dass der Infektionsschutz unserer Kinder ernstgenommen und nicht mit einem »leichtem Verlauf« kleingeredet wird. Raumluftfilter als ergänzende Schutzmaßnahme sind ein Thema, das uns sehr beschäftigt, und deren Anschaffung wir befürworten und fordern.
Doch der Staat zögert zu sehr. Träger unseres Kindergartens ist aber nicht der Staat, sondern die Evangelische Kirchengemeinde Offenburg, in der sich Andreas mehr als drei Jahrzehnte lang in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagiert hat. Eine Institution, der aufgrund ihres christlichen Selbstverständnisses das Wohl der Menschen und besonders der Kinder am Herzen liegen sollte. Also stellen wir der Kirchengemeinde und dem Kirchengemeinderat am 4. Juli die folgenden Fragen:
… welche Vorbereitungen werden derzeit getroffen bzw. welche Schutzmaßnahmen sind für die Einrichtung geplant, wenn voraussichtlich im Herbst die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen vor allem bei den Kindern wieder steigen wird? Wer entscheidet für die Einrichtung über die Anschaffung von HEPA-Luftfiltern? Ist eine solche Entscheidung eventuell bereits getroffen worden bzw. bis wann ist diese geplant?
Der Geschäftsführer der Kirchengemeinde antwortet: »Wir sind in engem Kontakt mit der Stadt und warten auf die Entscheidung des Landes«, und die Vorsitzende des Kirchengemeinderates will »umgehend Rückmeldung geben, wie wir mit eurem Anliegen umgehen«. Wir werden deutlicher:
… Unsere Kinder besuchen aber keinen städtischen, sondern einen Kindergarten der Evangelischen Kirche. Im Vorwort der Broschüre der Diakonie zu den Evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder wird im ersten Satz die Sorge um das Wohl der Kinder betont. Dieses Wohl ist akut in Gefahr. Jedes weitere Warten auf andere und auf das voraussichtliche Ansteigen der Neuinfektionen im Herbst, vermindert die Handlungsfähigkeiten und wird den Schutz unserer Kinder verschlechtern. Aus Sicht der Eltern und Kinder ist das eine Katastrophe mit Ansage.
Wir halten es daher für angemessen, dass der Kirchengemeinderat nicht auf Entscheidungen der Verwaltung, der Stadt oder des Landes wartet, sondern selbst über mögliche Schutzmaßnahmen, vor allem in Form von HEPA-Luftfiltern diskutiert und entscheidet … Wir bitten euch daher, euch für eine solche Diskussion in der kommenden Sitzung des Kirchengemeinderates in dieser Woche einzusetzen …
Die Sitzung des Kirchengemeinderats ist am 8. Juli. Was dort diskutiert oder entschieden wird, erfahren wir nur bruchstückhaft über Umwege, nicht jedoch von offizieller Seite. Von dort heißt es auf Anfrage: »[der Geschäftsführer] hat das weitere Vorgehen erläutert und wird die Kirchengemeinderäte auf dem Laufenden halten.« Das hört sich nicht so an, als wäre über mögliche Schutzmaßnahmen diskutiert worden, oder dass jemand die potenzielle Gefahr verstanden hätte. Andreas schreibt am 15. Juli:
… Ich bin ganz ehrlich irritiert, wie mit unseren Anliegen umgegangen wird, in dem Worte wie »Erkrankung«, »potenziell lebensbedrohlich«, »Kindeswohl in akuter Gefahr« und »Katastrophe mit Ansage« vorkommen. Wir machen uns große Sorgen, und die bisherigen Antworten sind dem nicht angemessen und werden der Verantwortung der Evangelischen Kirche gegenüber den Kindern nicht gerecht.
Darauf erhalten wir keine Antwort. Angeblich soll die Diskussion in der Kirchengemeinde weitergehen. Wir warten. Die Neuinfektionen steigen derweil.