Wir leben in einer Gesellschaft, die der Arbeit von Eltern nicht den Wert beimisst, den sie tatsächlich für die Allgemeinheit hat. Den Menschen unseres Kulturkreises erscheint es völlig normal, dass sie hundert Prozent ihrer Energie für ihre Karriere oder für ihre »Beziehungen« oder für ihre »Selbstfindung« aufwenden, nicht aber für ihre Kinder. Dieses Verhalten spiegelt die Ansicht, dass es ein Kind nur »verdirbt«, wenn man ihm intensive Aufmerksamkeit schenkt […] So wird es häufig als ein Hinweis auf extremes »Festhalten« gesehen, wenn wir uns unseren Kindern voll und ganz widmen, und keinesfalls als ein Ausdruck des Respekts dem Leben gegenüber […] sowie der einzigartigen Freude, die Eltern und Kindern in ihrer Beziehung zueinander erleben können.
Myla und Jon Kabat-Zinn: Mit Kindern wachsen
Kategorie: Worte
Wenn die Krieger kommen
Nie zuvor war meine Angst vor Krieg größer als in diesen Tagen.
Wenn die Krieger kommen
Lock sie aufs Dach der Taube
Lock sie ins Nest der Schwalbe
Lock sie in die Höhle der Löwin
Lock sie in den Wald der ReheGeh ihnen entgegen mit offenen Händen
Voll Brot und Salz Obst und WeinDass sie sich verlaufen
Im Knüppelholz deiner Tugenden
Dass sie sich verirren
Im Labyrinth deiner FreundlichkeitMach sie staunen
Beschäme ihre Generäle und Präsidenten
Lass ihre Handlanger ins Leere laufen
Sei eine Tiefebene voll HöflichkeitDein Gewehr sei die Klugheit
Deine Kraft sei die Geduld
Deine Geschichte sei die Liebe
Dein Sieg sei dein SchweigenSo dass sich die Landpfleger sehr verwundern
Hanns Dieter Hüsch nach Micha 4
Zauberwort
Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
Joseph Freiherr von Eichendorff
Wundervoll! Um ein ganz anderes Zauberwort ging es heute bei der Diskussion zwischen der großen Apfelschwester und der Kassiererin im Drogeriemarkt. Die Apfelschwester wollte gerne einen Traubenzucker haben, der dort zumeist unaufgefordert als Werbemaßnahme den Kindern sowieso gegeben wird. Diesmal bestand die Kassiererin aber auf gewisse Formalien: »Wie lautet denn das Zauberwort?« Die Apfelschwester war der Meinung, dass ein lautes »Traubenzucker!« ausreichend sei und wiederholte dieses beharrlich. Und wir hatten keine Lust auf Küchentischpädagogik an der Ladenkasse und schwiegen. Nächstes Mal wird sie aber die richtige Antwort parat haben. Das Zauberwort lautet: »Hokuspokus!«
Komm herein
Ich bin die Tür, tritt ein und sei willkommen. Jeder und Jede ist eingeladen. Komm herein und fühl dich zuhause. Hier kannst du aufatmen, hier kannst du durchatmen und spüren, wie die Sonne dir ins Gesicht scheint und der Wind die Haare streichelt.
Ich bin die Tür, ich falle nicht hinter deinem Rücken schwer ins Schloss. Ich bin offen, jederzeit offen für dich. Du kannst kommen und gehen, wann immer du willst, und die Freiheit wird dich begleiten.
Aus dem Lied »Komm herein« von Clemens Bittlinger
Wir sind bereit und offen für dich. Sei willkommen!
Gotteserfahrung
Vor sieben Jahren. Die schreckliche Nachricht. Noch besteht Hoffnung.
»Herr, mein Gott, nimm mein Leben und verschone Michaelas Leben!«
Gott schweigt. Michaela stirbt.
Tage später. Wut auf den, der alles gibt und nimmt. Laute Beschimpfungen.
»Herr, mein Gott, wo bist du?«
Gott schweigt. Ich schreie.
Nächte später. Erschöpfung ohne Schlaf. Leben ohne Kraft.
»Herr, mein Gott, ich kann nicht mehr.«
Gott schweigt. Ein ungewollter Tag beginnt.
Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.
1. Könige 19
Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir tun und du darfst hinter mir her sehen.
2. Mose 33
Heute. Der Blick zurück. Zerbrechlichkeit statt Herrlichkeit.
In der Dunkelheit der Kluft meine Angst. Doch Gottes schützende Hand über mir.
Herausgetreten in das Neue, erkenne ich ihn.